Bonitätsabhängige Zinsen haben bei vielen Verbrauchern einen schlechten Ruf. Dazu beigetragen haben im Wesentlichen auch die Verbraucherschützer, die die bonitätsabhängigen Zinsen als nicht transparent und kundenunfreundlich kritisieren. Aber so schlecht sind bonitätsabhängige Zinsen nicht, zumindest dann nicht, wenn man als Kreditnehmer eine ordentliche Bonität hat.
Was steckt hinter bonitätsabhängigen Zinsen
Wenn die Zinsen bonitätsabhängig sind, wirbt die Bank mit den niedrigstmöglichen Zinsen, die ein Kreditnehmer mit einer 1A-Bonität bekommen kann. Das bringt die Bank dann in der Regel auch im Kreditvergleich auf einen vorderen Platz, wenn der beworbene Zins unschlagbar günstig ist. Leider bekommt diesen günstigen Zinssatz nur ein verschwindend geringer Anteil der Kreditnehmer, nämlich nur die, wo die Bank einschätzt, dass sie eine 1A-Bonität haben. Das ist auch der Punkt, den Verbraucherschützer kritisieren. Aber die Banken haben die Zinsen so gestaltet, dass jeder Kreditnehmer den Zins bekommt, der zu seiner Bonität passt und damit für sein eigenes Kreditausfallrisiko verantwortlich ist. Dadurch wird es möglich, dass die Kreditnehmer, deren Bonität bestens bewertet wird, auch sehr niedrige Zinsen zahlen, für die Verbraucher mit durchschnittlicher oder schwacher Bonität fallen die Zinsen entsprechend höher aus.
Wer bereits beim Kreditvergleich sehen will, welcher Zinssatz ihn in etwa erwartet, sollte sich zunächst das repräsentative Beispiel ansehen, dass Banken neben dem beworbenen Zinssatz veröffentlichen müssen. Das repräsentative Beispiel enthält den Zinssatz, den zwei Drittel aller Verbraucher zahlen müssen und der ist in der Regel deutlich höher als der Zinssatz aus der Werbung.
Wie Banken die Bonität bewerten
Sobald ein Verbraucher einen Kreditantrag bei einer Bank stellt, wird seine Bonität (Kreditwürdigkeit) geprüft. Dabei wird die Schufa Auskunft eingeholt, die der Bank Aufschluss über das Zahlverhalten des Kunden in der Vergangenheit gibt und die darüber Auskunft gibt, welche Verpflichtungen vonseiten des Kunden aktuell noch bedient werden müssen. Anhand dieser Auskunft wird der Kunde bewertet. Darüber hinaus wird anhand der Angaben zum Einkommen und zu den Verpflichtungen eine Haushaltsrechnung durchgeführt, in der die monatlichen Einnahmen den Ausgaben gegenübergestellt werden. Je höher das frei verfügbare Einkommen ist, das ist das Einkommen, was nach Abzug aller Ausgaben von den Einnahmen übrig bleibt, desto besser wird die Bonität bewertet. Schlussendlich wird der Kreditantragsteller noch dem Scoring Verfahren unterzogen. Das ist ein ausgeklügeltes mathematisch-statistisches Verfahren zur Bonitätsbewertung. Die Ergebnisse aus allen drei Bewertungskriterien werden dann zusammengefasst und dementsprechend wird der Zinssatz festgelegt.
Das gesamte Verfahren läuft bei den Banken automatisch ab, sodass die Entscheidung nicht subjektiv, sondern objektiv anhand der zur Verfügung stehenden Daten getroffen wird. Bei Kreditantragstellern, die total durch das Raster fallen, wird dann manuell nachgearbeitet. Entweder wird der Kreditantrag abgelehnt oder die Bank verlangt zusätzliche Sicherheiten, die zum Beispiel in Form einer Bürgschaft erbracht werden können.
Bonitätsabhängige Zinsen sind gerechtet als feste Zinsen
Banken, die mit einem festen Zins arbeiten, wie das zum Beispiel auch bei den Autobanken grundsätzlich der Fall ist, streuen das Kreditausfallrisiko auf alle Kreditnehmer gleichermaßen. Die Kreditangebote mit festen Zinsen sind vom Grundzins in der Regel etwas höher und der Kreditnehmer mit 1A-Bonität zahlt die gleichen Zinsen wie ein Kreditnehmer, der mit ach und krach durch die Bonitätsprüfung gekommen ist. Praktisch vergleichbar mit einer Solidargemeinschaft der Kreditnehmer.
Für Verbraucher, deren Bonität über jeden Zweifel erhaben ist, sollten immer Kreditangebote mit bonitätsabhängigen Zinsen wählen, da die Wahrscheinlichkeit, dass sie einen bestmöglichen niedrigen Zinssatz bezahlen müssen, ziemlich hoch ist.